Die Wiederansiedlung des Wolfs in Niedersachsen ist zweifellos ein Erfolg des Naturschutzes. Seit über zehn Jahren ist die Tierart hier wieder heimisch, mittlerweile leben zwischen Ems und Elbe rund 500 Wölfe, aufgeteilt in 44 Rudel, ein Paar und vier Einzelwölfe. Das entspricht in etwa der Population in Norwegen und Schweden zusammen. Niedersachsen ist damit das am intensivsten betroffene Bundesland. Allerdings bring die Wiederansiedlung des Wolfes auch Konflikte, vor allem mit der Weidetierhaltung, mit sich. Landwirte und Weidetierhalter sind zunehmend mit wirtschaftlichen Belastungen durch Wolfsrisse konfrontiert. Empfohlene Schutzmaßnahmen können aufgrund von örtlichen Gegebenheiten und Vorgaben nicht flächendeckend umgesetzt werden. Insbesondere der Küstenschutz ist vielerorts ernsthaft in Gefahr, da immer weniger Weidetiere die Deiche pflegen und verdichten.
Die SPD-Landtagsfraktion sieht sich in der Verantwortung, einen nachhaltigen und rationalen Umgang mit dem Wolf aufzuzeigen und hat dafür ein Positionspapier veröffentlicht. Hierin erkennt die SPD-Fraktion den Wolf als natürlichen Teil der heimischen Fauna in Niedersachsen an und skizziert zugleich einen Weg zum vernünftigen regionalen Bestandsmanagement. Populistische und unrealistische Scheinlösungen wie die Ausrottung des Wolfes, großflächige Zaunanlagen im ganzen Land oder das schlichte Verneinen des Problems helfen dagegen niemandem weiter.
Im EU-Recht werden klare Regelungen benötigt, die uns in Niedersachsen ein regionales Bestandsmanagement ermöglichen. Ebenfalls muss das Bundesnaturschutz geändert werden, um eine ausgewogene und lösungsorientierte Herangehensweise an die Wolfsproblematik, die den Schutz des Wolfs, das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung und die Belange der Landwirtschaft in Einklang bringt, zu ermöglichen.
Die Bundesregierung muss dafür in Brüssel Druck machen und einen zeitlichen Rahmen zur Umsetzung abstecken. Niedersachsen wird seinen Beitrag ebenso leisten. Der Wolf muss als weniger bedrohte Tierart eingestuft und der Erhaltungszustand häufiger als bislang alle sechs Jahre ermittelt werden.
In weiteren Schritten fordert das Papier einen umfassenden Vergleich aller nationalen Regelungen in der EU, um weitere passende Maßnahmen zu identifizieren und ein transparentes Vorgehen sicherzustellen. Zusätzlich muss die Entnahme von Problemwölfen oder in temporären Brennpunkten von Wolfsangriffen schon jetzt einfacher ermöglicht werden. Hier kann der Bund mit der Änderung des Bundesnaturschutzgesetzes die Grundlage legen.