Klausur des Bezirksvorstandes mit der Veranstaltung „Die neue Vereinbarkeit: Gut für die Familie – gut für die Wirtschaft!“

Neben der Beratung über die Flüchtlinggspolitik, dem Thema "Zukunft der Region", Planung der Kommunalwahl sowie der weiteren Arbeitsplanung 2016 fand im Rahmen der Bezirksvorstandsklausur 2016 auch die Veranstaltung „Die neue Vereinbarkeit: Gut für die Familie – gut für die Wirtschaft!“ statt.

Initiatorin der Veranstaltung Dr. Carola Reimann MdB
Podium
Kamingespräch mit Prof. Dr. Wolfgang Schroeder (Uni Kassel) zum Thema „Zustand unserer Gesellschaft und Aufgaben der SPD“
Aktuelles zur Flüchtlingssituation und Aufgaben der Integration
Berichtesrstatter Stephan Manke und Klaus Mohrs (am Redepult)

Mit den beiden Vertreterinnen aus der Wirtschaft, Susanne Hollenbach (Geschäftsführerin Galeria Kaufhof Braunschweig) und Christiane Hesse (Mitglied des Vorstands der Volkswagen Financial Services AG) sowie Detlef Ahting (ver.di Landesbezirksleiter Niedersachsen-Bremen) und Rifat Fersahoglu-Weber (Vorstandsvorsitzender der Arbeiterwohlfahrt Bezirk Braunschweig) wurde diskutiert, wie Familie und Berufstätigkeit künftig besser vereinbart werden können.

Hollenbach: „Wir als Gesellschaft müssen Frauen mit Familie als Chance wahrnehmen und die Vereinbarkeit lebbar machen“

Rund 80 Bürgerinnen und Bürger besuchten die Veranstaltung am 12. Februar 2016 in Salzgitter, die unter dem Motto „Die neue Vereinbarkeit: Gut für die Familie – gut für die Wirtschaft!“ stand und beteiligten sich an der Diskussion. Moderiert durch Dr. Carola Reimann zeigten Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft und Gewerkschaften Wege auf, die Rahmenbedingungen in der Arbeitswelt familienfreundlich zu gestalten.
In den Fokus stellte Reimann drei Punkte, die es anzustreben und zu verwirklichen gelte: mehr Frauen in Vorstandspositionen, eine Entgeltgleichheit zwischen Männern und Frauen sowie die Flexibilisierung der Arbeitszeiten.

Susanne Hollenbach, Geschäftsführerin von Galeria Kaufhof in Braunschweig, betonte, dass man in ihrem Unternehmen Frauen mit Familie als Chance wahrnehme. Auch im Bereich der Geschäftsführung sei daher eine Teilzeitarbeitsstelle kein Problem. Auf die wirtschaftliche Vernunft verwies Christiane Hesse, Mitglied des Vorstands der Volkswagen Financial Services AG, in diesem Zusammenhang, schließlich investiere das Unternehmen in die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Ziel müsse es daher sein, diese durch geänderte Rahmenbedingungen auch langfristig zu halten. Gleichzeitig kritisierte Hesse jedoch den Begriff „Vereinbarkeit von Beruf und Familie“, vielmehr müsse man von einer Lebensphasenpolitik in den Unternehmen sprechen. Eine hohe Flexibilität sei auch in anderen Fällen wie Pflegebedürftigkeit, Todesfälle oder aber einem Burn-out innerhalb einer Familie gefordert.

Rifat Fersahoglu-Weber, Vorstandsvorsitzender des AWO-Bezirksverbands Braunschweig e.V., formulierte es vorsichtiger. Da man im Bereich der Arbeiterwohlfahrt 24 Stunden am Tag Menschen zu pflegen habe und damit einer Sicherstellungsaufgabe nachkomme, sei nicht alles möglich. „Wir haben nie gesagt, dass wir familienfreundlich sind“, sagte Fersahoglu-Weber, „aber wir versuchen familienbewusst zu sein“. Dies zeige sich insbesondere an einzelnen Projekten, wie zum Beispiel Kitas mit an die Bedürfnisse angepassten Öffnungszeiten oder aber der im Oktober 2015 ins Leben gerufenen Pflegenotaufnahme. Letztere bietet eine kostenfreie Erstberatung wie Pflege organisiert und gewährleistet werden kann, denn „in eine solche Situationen gerät man meist plötzlich“, so Fersahoglu-Weber.

Detlef Ahting, ver.di Landesbezirksleiter Niedersachsen-Bremen, sieht das Problem im finanziellen Bereich. Es gäbe nach wie vor hinsichtlich des Einkommens keine gleichen Wertigkeiten zwischen Männer- und Frauenberufen. Somit sei es oft eine ökonomische Entscheidung, dass die Frau zu Hause bliebe. Der Anspruch der Familie und der Kinder stehe damit dem Anspruch des Handels gegenüber. Hier gelte es eine Brücke zu schlagen.

Die Ergebnisse der offenen Diskussionsrunde fasste der Bezirksvorsitzende Hubertus Heil  abschließend kurz zusammen. Notwendig sei in naher Zukunft insbesondere eine Expansion im Bereich der Bildungspolitik aber auch eine Änderung der Kultur. Die Modelle der Arbeitszeit zwischen Mann und Frau müssten künftig anders verteilt werden und man müsse sich die Frage stellen, was dies für die sozialen Sicherungssysteme bedeute. „Es ist an der Zeit und an uns, sich neue Ideen zu machen und Punkte aus Debatten wie heute mit in das Regierungsprogramm aufzunehmen“, so Heil.