Gleichstellung von Männern und Frauen in Führungsetagen noch in weiter Ferne

Nach dem zweiten Treffen der Personalvorstände der DAX-30-Unternehmen mit Mitgliedern der Bundesregierung zum Thema Frauen in Führungspositionen wird eines wieder deutlich: Es ist noch ein weiter Weg, bis Männer und Frauen auch in den Führungsetagen der Betriebe gleichgestellt sind. Weder ist die Wirtschaft bereit, eine gesetzliche Frauenquote einzuführen, noch ist sich die schwarz-gelbe Bundesregierung einig, was sie will.

Annegret Ihbe

Eine überwiegende Mehrheit in der Gesellschaft ist für die Gleichstellung in den Betrieben – sei es gleiche Bezahlung für gleiche und gleichwertige Arbeit von Männern und Frauen und auch für eine Frauenquote in Führungspositionen, Aufsichtsräten und Vorständen. Doch CDU und Wirtschaft setzen weiterhin auf Selbstverpflichtung mit freiwilliger Frauenquote. Verbindliche Quoten mit verbindlichem Zeitrahmen und Sanktionen bei Nichteinhaltung lehnen sie ab. Zu diesem Thema führte William Labitzke ein Interview mit Annegret Ihbe, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen (AsF) im SPD-Bezirk Braunschweig.

 

Labitzke: Annegret, seit Jahren kämpft die Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen (AsF) in der SPD für die Gleichstellung von Mann und Frau. Vor allem in den Betrieben sieht man den Unterschied ganz deutlich: Frauen verdienen für dieselbe Arbeit weniger als ihre männlichen Kollegen. Was sind konkret eure Forderungen?

Ihbe: Wir in der SPD fordern schon lange: gleicher Lohn für gleiche Arbeit, Mindestlöhne und Abbau der prekären Beschäftigungsverhältnisse. Schnelle Lösungen sind nicht in Sicht, aber ein deutliches Signal, ein klares Wollen zur Gleichstellung in der Privatwirtschaft von Unternehmen und Politik sind jetzt erforderlich! Es gibt viele gut qualifizierte Frauen. Mithilfe einer verbindlichen Quote erhalten sie Aufstiegschancen. Wir als SPD fordern eine gesetzliche Quote für Aufsichtsräte und Vorstände von 40 %. Seit vielen Jahren gibt es eine freiwillige Selbstverpflichtung, und: in den Führungsetagen sind Frauen weiterhin kaum zu sehen!

Labitzke: Nach dem abermaligen Scheitern der Gespräche zwischen der Bundesregierung und der Privatwirtschaft, müssen wir weiter auf die Selbstverpflichtung der Privatwirtschaft hoffen. Wo siehst du gute Beispiele, was Unternehmen von sich aus machen können?

Ihbe: Positive Beispiele und Maßnahmen zur Förderung von Frauen bei VW und VW Financial Services werden bereits durchgeführt, wie Sabine Ladinik, Frauenförderung VW AG und Anja Ludwig, Frauenförderung, VW Financial darstellten: Betriebskindergärten, unterschiedliche Teilzeitmodelle, Notfalltelefon, Elternzeittreffen und Begleitung der Beschäftigten während der Elternzeit sind nur einige hilfreiche Maßnahmen, um berufliches Fortkommen mit Familie zu verbinden. Es muss nicht zu einem „Karriereknick“ kommen auf dem Weg in die Vorstandsspitze. Weiterhin müssen auch Unternehmenskultur, das Bewusstsein und Akzeptanz in der Belegschaft gefördert werden.

Labitzke: Auch die Erziehungsfrage ist ein weibliches Problem. Frauen müssen neben der Arbeit auch oft den Hauptanteil der Familienarbeit leisten. Was muss sich verbessern?

Ihbe: Immer mehr junge Männer und Frauen möchten Zeit für Familie und Arbeit einsetzen und dazu muss sich die Arbeitswelt verändern. Hier hoffen wir, dass die Betriebe sich diesem Trend anpassen und Arbeitszeiten dementsprechend anpassen.
Weiter ist der Weg zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Hier kann die SPD mit Gesetzesinitiativen einen Rahmen setzen. Dies kann unter anderem der verbindliche Rechtsanspruch ab dem ersten Geburtsjahr auf Krippenplatz, ein verstärkter Ausbau der Ganztagsschulen sowie hochwertige Bildungs- und Betreuungsangebote für Kinder aller Altersgruppen sein.

Labitzke: Annegret, wir danken für dieses Gespräch!