



Schnell war an diesem Abend im DGB-Haus Salzgitter klar: Die momentane Situation ist und vor allem ist schon lange, auf Deutsch gesagt, mies. Nicht nur für die Schüler. Lehrer und Verwaltung haben ebenfalls unter erhöhten Anforderungen bei paralleler Kapazitätsbegrenzung zu kämpfen.
Das war auch ein Anliegen im Grußwort von Bezirkschef Hubertus Heil (stellv. Fraktionsvorsitzender im Bundestag) und Michael Letter (SPD Unterbezirksvorsitzender Salzgitter). Bildung müsse vor allem so gestaltet werden, dass die Menschen in der Breite gefördert werden. Ganztagsschulen sind momentan der einzige Weg, um überhaupt so etwas wie Chancengleichheit zu gewährleisten. Die Abschaffung der Studiengebühren und die Wiedereinführung der Lehrmittelfreiheit hier in Niedersachsen, sind Grundvoraussetzungen, um die Tür zur Bildung offenzuhalten und zwar für alle, so Michael Letter.
Mit dem Thema Bildung sind natürlich mehrere andere Bereiche ebenfalls angesprochen. Es geht um Integration, soziale Teilhabe, Aufstiegschancen, demografischer Wandel, letztlich um eine bessere Gesellschaft.
Ein Unding, dass Schwarz-Gelb sich gerade in diesem Bereich wie die Axt im Walde bewegen.
Das sieht vorwiegend Frauke Heiligenstadt (stellv. Fraktionsvorsitzende und bildungspolitische Sprecherin der SPD Landtagsfraktion). Bloße Kritik hält sie an dieser Stelle selbstverständlich für zu wenig. „Wir planen eine Verbesserung herbeizuführen und haben auch entsprechende Vorschläge“, berichtet Heiligenstadt den Zuhörern. Dabei geht es vor allem um bessere Betreuungsschlüssel im frühkindlichen Bildungsbereich und um kleinere Klassen in der Schule. Egal, ob Grundschule oder Oberstufe.
Die Kommunen müssen mehr finanzielle Mittel haben, um eine Besserung im Schulbereich zu erwirken. Sicher, es dreht sich wieder einmal um das liebe Geld. Wo das herkommt, ist aber auch nicht die Frage. Vielleicht sollte sich der Bürger fragen, wo das Geld hin ist. Es steckt nämlich nicht in den Schulen, sondern in „Hotelierstaschen“. Nicht in Lehrkräften, sondern in der Pharmaindustrie.
Beim Thema Finanzierung kann der demografische Wandel letztlich sogar eine Besserung bedeuten. Dadurch, dass weniger Schüler nachrücken, werden zwangsläufig mehr Kapazitäten frei, bei den Räumlichkeiten und bei den Lehrkräften. Doch selbst diese kann und will das Land Niedersachsen anscheinend nicht mehr halten.
Das anschließende Podiumsgespräch, inklusive Kommentare und Fragen aus dem Publikum, lassen niemanden nach Sonnenschein fragen. Es fehlen psychologische Fachkräfte um die steigende Anzahl psychisch belasteter Kinder vernünftig versorgen zu können. Häufig sind es Stress oder auch der hohe Druck der Eltern, ja nicht auf das Abstellgleis Hauptschule zu gelangen, die ausschlaggebend für Depression und Angstzustände sind. Und das bei Kindern im Grundschulalter. Die starke Abbrecherquote in der Oberstufe, genauer gesagt auf dem Gymnasium, macht einem Veranstaltungsteilnehmer deutlich: Das Dreigliedrige Schulsystem erzeugt unnötig Druck und führt zu tatsächlichem Versagen. Während die Hauptschulen dichtmachen, platzen die Gymnasien aus allen Nähten, nur um später die Schüler wieder herabzustufen:
Die Überschrift in der Braunschweig Zeitung vom 2.10. trifft die Problematik in voller Gänze: „Das System macht Kinder kaputt“ (zitiert nach Roswitha Krum, Leiterin Jugenamt Salzgitter).
Nun gilt es, dieses System zu verändern und zu verbessern. Die Lösungsvorschläge der Familienministerin, das sogenannte „Uschi I“-Paket, karikiert Hubertus Heil wie folgt, womit sich die Frage nach Tur Tur klärt: „Kennen sie Tur Tur den Scheinriesen aus der Augsburger Puppenkiste? Frau von der Leyens Bildungspaket ist genauso. Je näher man rangeht und es sich ansieht, desto kleiner wird es.“
Doch wirkliche Verbesserung erzielt man nur mit mehr Ganztagsschulen, die auch ein echtes Ganztagsangebot haben. Lehrmittelfreiheit und die Abschaffung der Studiengebühren ebnen die Wege für jeden, auch einen höheren Bildungsabschluss zu erreichen. Mehr LehrerInnen und ErzieherInnen und bessere Infrastruktur runden das Paket ab.
Geld ist da. Unsinnige Subventionen gehören gekürzt und/oder abgeschafft. Schlussendlich muss aber auch berechtigterweise erlaubt sein zu fragen, ob wir lieber gute Straßen oder gute Schulen haben wollen (frei zitiert nach Rainer Dworog, Sozialdezernet Salzgitter).