

Ein Bericht von Martin Neuhäuser – Praktikant im SPD Bezirk Braunschweig
Gespannt lauschten die Zuhörer am Abend des 20.09.2010 im Hotel "Deutsches Haus" in Gifhorn, was die Gesundheitsausschussvorsitzende zu dem Thema berichtet. Leider sind es meist weniger erfreuliche Dinge. Den Teilnehmern in Helmstedt und Salzgitter erging es da nicht anders. Der Pflegeberuf hat eklatante Schwierigkeiten, sich gegenüber anderen Ausbildungsberufen zu etablieren, wird meist schlecht bezahlt, ist mit schwer vermittelbaren Arbeitszeiten verbunden und erfordert viel Kraft und Ausdauer. Man möchte meinen, dies gelte auch für andere Berufe, doch für den Pflegeberuf kommt hinzu, dass dieser einfach mit negativen Vorstellungen verknüpft wird. Doch hat dieser Berufsstand einfach nur ein Imageproblem?
Sowohl als auch. Carola Reimann berichtet von zu erwartenden Pflegeversicherungsbeiträgen, die im Rahmen der älter werdenden Bevölkerung keine großen Einnahmen versprechen. Denn Vollzeit beschäftigt und damit Versicherungspflichtig, sind immer weniger. Gleichzeitig steigt die Zahl der zu versorgenden Personen, vor allem derjenigen, die selber keine Familie mehr haben oder nie haben wollten. Hinzu komm die große Nachfrage nach einer rund um die Uhr Betreuung, die gleichzeitig so günstig wie möglich in den eigenen vier Wänden realisiert werden soll. Der Pflegeberuf sieht sich einem riesigen Druck ausgesetzt und die mediale Berichterstattung tut ihr übriges. Fersahoglu-Weber berichtet in Gifhorn: "Sobald im Fernsehen wieder ein Beitrag über schlechte Alterswohnsitze gebracht wird, stellen wir gleich mehrere Mitarbeiter ab, um die Anrufe besorgter Familienangehöriger am nächsten Tag entgegenzunehmen. Wir müssen jedes mal wieder darauf verweisen, dass es sich um Einzefälle handelt und Einrichtungen wie die AWO ganz andere Maßstäbe setzen."
Der Pflegerberuf erfordert eine hohe Professionalität und ist physisch wie psychisch eine Herausforderung. Dies anzuerkennen, wird langfristig ebenfalls Aufgabe von Anbietern, wie auch von der Politik sein, darin waren sich Teilnehmer in Helmstedt, Gifhorn und Salzgitter einig. Pflege wird als selbstverständlich hingenommen und selten wird sich gefragt, ob man sich selber zu den aktuellen Konditionen pflegen lassen würde. Der Konsument ist ebenfalls genauso in der Pflicht wie auch die Anbieter, die bestehenden Verhältnisse zu erkennen und zu ändern.
Schnell wird deutlich, dass in das Thema Pflege, die Themen Arbeitsmarktpolitik, Gesundheitspolitik, Sozialpolitik aber auch Familienpolitik mit reinzählen. "Die Frage ist vor allem, wie wird Pflege in Zukunft organisiert? Soll es ein Mix aus professioneller Hilfe, unterstützt von Hilfskräften und Familienmitgliedern sein oder gleich stationäre Pflege mit entsprechender Versorgung? Soll es zusätzlich private Vorsorge flächendeckend geben oder ist der Staat in der Verantwortung?" fragt Eva Schlaugat die Runde in Gifhorn. Ähnlich, aber pointierter äußerte sich eine Teilnehmer: "Man sollte sich eher fragen: Soll man in der Pflegebranche überhaupt Geld verdienen dürfen?"
Erschöpfende Antworten können an diesem Abend nicht erbracht werden. Die Ideen und Fragen gehen dennoch nicht verloren. Langfristig ist das Ziel, einen Forderungskatalog zu entwickeln, um eine Besserung für alle Beteiligten voranzubringen. Vor allem für die, die sich um einen Kümmern, wenn man es selber nicht mehr kann. Das bedeutet: Füllen von Gesetzeslücken, die eine Umgehung des Mindestlohnes möglich machen, Aufwertung der Ausbildung und des Ansehens des Pflegeberufes, sowie eine ausreichende finanzielle Basis, die Schlagworte wie Altersarmut und qualitativ schlechte Pflege vergessen lassen mögen.
Abschließend noch eine weitere Meldung zur Veranstaltung in Helmstedt auf der Homepage des Ortsvereins Königslutter: